Über den achtsamen Umgang mit Pferden
Pferde optimal fördern

Pferde optimal fördern

durch richtiges Timing

von Martina Kiss

Pferde sind in der freien Wildbahn auf eines angewiesen: dass sie bei Gefahr schnell reagieren und flüchten kön­nen. Das hat sie Millionen von Jahren vor der Ausrottung bewahrt. In der heutigen Zeit ist diese Flucht nur noch bei Wildpferden nötig. Was aber auch unsere domestizier­ten Pferde noch immer haben, ist die Reaktionsschnellig­keit. Was hat Reaktionsschnelligkeit aber mit dem richti­gen Zeitpunkt zu tun? Sehr vieles! Denn so, wie ein Pferd schnell reagiert, muss sein Besitzer auch schnell reagie­ren, wenn es um eine richtig ausgeführte Übung und deren angemessene Belohnung geht.

Lernmoment und Effekt

Den richtigen Moment lernt schon das Fohlen von der Mut­ter. Ist das Fohlen zu aufdringlich, zeigt die Mutter klar und deutlich: „Jetzt nicht!“ Reagiert es nicht auf diese Abgren­zung, wird es etwas härter zurückgewiesen. Beobachtet man dieses Fohlen in der Herde, scheint es einen kurzen Augenblick nach der Zurückweisung nachzudenken. Das ist der Augenblick des Lerneffekts. Und dann ist das Foh­len wieder entspannt. Bei der nächsten Aktion braucht die Stute nur ein kurzes Körpersignal zu geben und das Fohlen wird sich danach richten. Da Pferd und Mensch zwei verschiedene Spezies sind, ist die Kommunikation schwerer. Hier muss sich das Pferd mit zwei Faktoren auseinandersetzen:

1. Der Mensch hat zwei Beine und geht auf das Pferd zu – Angreifer!

2. Der Mensch spricht nicht die gleiche Körpersprache.

Belohnung kann auch eine Ruhepause sein

Wann sind Ruhepausen als Belohnung empfehlenswert? Immer dann, wenn wir das Pferd in eine Situation bringen, die Stress verursacht. Großes Thema Hänger – nehmen wir an, das Pferd soll verladen werden. Aus der Sicht des Pfer­des gesehen, bringen wir es in ein kleines dunkles Loch, das voller Gerüche ist, die es weder kennt (Fremdgeruch – auch Stressgeruch eines anderen Pferdes –, Reinigungs­mittel, Putzbox) noch die ihm Vertrauen einflößen. Warum soll es auch nur einen Schritt auf die Rampe gehen, wenn rundum Weiden mit der Herde oder die vertraute Stallum­gebung warten? Bis zur Rampe ist es noch möglich, even­tuell noch einen Huf auf die Rampe stellen, aber mehr ist in vielen Fällen nicht mehr möglich. Jetzt kommt es wie­der auf die Zentrierung und die Präsenz des Pferdemen­schen und auf den richtigen Zeitpunkt des Belohnens an. …

mit Interviews von den renommierten Trainern Hans-Jürgen Neuhauser und Helke Falke zu dem Thema „Timing und Zeitpunkt“!

Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Pferde optimal fördern “ in Natural Horse Ausgabe 01/2020

Weitere Artikel in der gleichen Ausgabe