— zwei Wege, ein Ergebnis?!
von Kirsten Fleiser
Der Einstieg in die beiden Methoden ist identisch. Sowohl in der Gerittenen Osteopathie®, bei der durch die reiterliche Einwirkung das Pferd behandelt wird, als auch in der Hippotherapie sprich Physiotherapie auf dem sich bewegenden Pferd wird zunächst im Schritt gearbeitet. Die Bewegung entsteht beim Pferd in der Hinterhand und geht von dessen Becken über die Wirbelsäule zur Vorhand und wird dort abgefedert. Sie endet mit der Pendelbewegung des Pferdekopfes. In der Gerittenen Osteopathie® folgt der Reiter insbesondere dieser Nickbewegung mit den Armen und übt darüber Einfluss aus. In dieser Kombination mit Sitz- und Schenkelhilfen behandelt er so das Pferd. Später wird dann auch in den höheren Grundgangarten gearbeitet. Andererseits nutzt die Hippotherapie die Übertragung eben dieser dreidimensionalen Bewegung des Pferdebeckens auf den Körper des Patienten. Diese wird beim Reiter über das Kreuzdarmbeingelenk zur Lende Richtung Brustkorb weitergegeben. Im Bereich der Brustwirbel 12 bis 15 weist das Pferd die maximale Beweglichkeit in Rotation und Seitneigung auf. Weil diese Skelettmobilität im Schritt am höchsten ist und es dem Patienten wohl auch nur selten möglich wäre, wird in der Hippotherapie weder getrabt noch galoppiert. Auch wäre es für das Pferd unangenehm, wenn der Patient nicht mitschwingt oder Angst bekommt und ihm in den Rücken fällt. Nicht zuletzt ähnelt die Schrittbewegung stark dem physiologischen Muster der menschlichen Gehbewegung. So ist es wenig ver-wunderlich, dass mein eigenes Gangbild trotz Nervenquetschung im linken Bein im Anschluss an die Therapieeinheit deutlich besser war.
Unterschiede der Belastung
Sowohl die Gerittene Osteopathie® als auch die Hippotherapie nutzen Bewegung zum Behan-deln beider Teile des Gesamtsystems: Pferd und Mensch. Dabei steht jeweils nur eine Hälfte im Fokus, weshalb die Art des Sitzes deutliche Unterschiede aufweist. So bedient sich die Gerittene Osteopathie® des Entlastungssitzes, um sich von dort dem klassischen Dressursitz anzunähern. Die Körperhaltung beim Hippositz hingegen ist eher zurückgelehnt. Charakteristisch für Letzteren ist das Sitzen auf sehr weit untergeschobenen Pobacken respektive den Hosentaschen. Ist der Rücken des Patienten zunächst eher rund, lautet das Therapieziel, im Laufe der Einheit in die Aufrichtung zu kommen; dabei stabilisieren die tiefen Bauchmuskeln die Wirbelsäule, das Brustbein bleibt angehoben. …
Weitere Artikel in der gleichen Ausgabe