Von Gymnastizierung zur Losgelassenheit
von Knut Krüger
Der Schritt ist wohl die wichtigste Gangart des Pferdes. Auch deshalb, weil es die am meisten – vom Pferd – verwendete ist. Der Schritt dient dem Pferd zum Entspannen und an ihm sieht man auch, ob die Muskulatur gut ausgebildet wurde – oder nicht. Wurde diese gut ausgebildet, führt das in weiterer Folge zu einer natürlichen Losgelassenheit unter dem Reiter. Das Pferd kann sich selbst tragen und ist ausbalanciert. Legen wir unser Augenmerk deshalb etwas mehr auf die langsamste Gangart, anhand derer man allerdings ein Pferd gut in seiner Konstitution und seinem Ausbildungsgrad beurteilen kann. Denn nur ein Pferd, das seinen Schritt ausbalanciert, kann bis ins hohe Alter geritten werden. Somit ist ein gut ausgebildeter Schritt eine Gesundheitsvorsorge für das Pferd.
Zuerst möchte ich einen Überblick über die Tragkraft der Hinterhand und die damit verbundene Kopfposition geben. Die Kenntnis darüber ist wichtig, um zu verstehen, wie notwendig es ist, dem Pferd einen korrekten Schritt zu ermöglichen. Nur wenige Reiter besitzen ein Pferd, das die komplett mögliche Tragkraft der Hinterhand zeigen kann. Ich beschreibe Teile davon trotzdem, ausgehend von der vollendeten Tragkraft bei der Levade. Dies erreichen nur die wenigsten Pferde. Bildet man sein Pferd korrekt und mit der nötigen Zeit und Ruhe aus, wird sich die Sportlichkeit der Pferde von allein im Rahmen seiner Möglichkeiten verbessern. Übergeht man aber wichtige Punkte, so werden sogar vorhandene Muskeln zurückgebildet.
Es dürfte jedem klar sein, dass ein Pferd in der Levade die maximale Tragkraft der Hinterhand zeigt, dann sind die Vorderbeine in der Luft. Die geringstmögliche Tragkraft ist beim Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen gegeben. Hierbei senkt sich der Kopf teilweise, bis das Maul nahe am Boden ist. Dazwischen ist jede Tragkraft zeigbar. Nun denken Sie vielleicht: Das interessiert mich nicht, ich will doch nur ausreiten. Oder: Ich will ganz andere Dinge mit meinem Pferd unternehmen. Dazu eine Anmerkung: Aus dem Humanbereich gibt es einen Satz: Es gibt nur richtige Körperhaltungen oder untrainierte Körperhaltungen. Dass das stimmt, sieht man, unter anderem, bei Hochleistungssportlern oder auch bei Zirkusartisten. Übertragen auf das Pferd und den Schritt bedeutet das: Egal ob der Kopf weit oben oder unten ist, solange es trainiert ist, kann das Pferd die Leistung erbringen. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Gesundheitsfaktor Schritt“ in Natural Horse 49 01/2024
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