Gesund gymnastizieren statt „nur“ bewegen
von Alexandra Schmid
Dehnen, Strecken, Biegen sind von der Natur vorgegebene Bewegungsmuster des Pferdes. Aber in der gymnastizierenden Arbeit sind sie besonders wichtig, denn wenn sie falsch ausgeführt werden, baut das Pferd von vorn bis hinten die falsche Muskulatur auf, was im Endeffekt zur Fehlhaltung und beim Reiten zu Problemen führt. Mit effektivem Training vom Boden aus kann die Muskulatur auch beim Dehnen und Strecken so aufgebaut werden, dass das Pferd von der Entspannung in die gesunde Spannung und nicht in die ungewollte Verspannung geführt wird.
Die Bereitschaft, sich zu dehnen, hat wohl jedes Pferd, auch wenn sie unterschiedlich ausgeprägt ist – eigentlich. Denn es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie schnell ein Pferd bereit ist, sich zu dehnen. Ein Faktor ist sicherlich das Gebäude eines Pferdes. Ein Pferd mit einer harmonischen Oberlinie, korrekt gewinkelter Vor- und Hinterhand findet leichter in die Dehnung als ein Pferd, das diese Voraussetzung nicht mitbringt. Ein Pferd mit zu langem Rücken tut sich schwer und eines mit kurzem Rücken hält sich oft fest. Ein in die Dehnung bereites Pferd wölbt seinen Hals in eine konkave Form, tritt mit den Hinterbeinen weiter nach vorn, senkt die Kruppe etwas ab, entlastet dadurch den Lendenwirbelbereich und lässt somit den Impuls der Hinterhand über den Rücken nach vorn durch.
Stellt man sich einen Wasserschlauch vor, in dem an beliebiger Stelle ein Knick ist, würde kein Wasser mehr durchkommen. Es fließt nicht. Beim Pferd ist das ähnlich. Verspannungen können dafür sorgen, dass das Pferd nicht durchlässig ist und die Bewegungen nicht fließen, sprich, die Muskelketten nicht ungehindert arbeiten können.
Zuhören – der Kopf
Vor der Losgelassenheit oder Dehnung an die Hand, ob vom Sattel oder vom Boden aus, steht die Bereitschaft des Pferdes. Dazu ist eine harmonische Zusammenarbeit zwischen Menschen und Pferden nötig. Eine wichtige Voraussetzung, die nicht immer im Fokus steht: Das Pferd muss zuhören. Oftmals fehlt es schon an dieser Grundlage. Es ist nunmehr die Aufgabe des Menschen, das Pferd zu motivieren, ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Dehnen, Strecken, Biegen“ in Natural Horse 49 01/2024
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