Paddocktalk mit Horst Becker
von Kirsten Fleiser
Wer reiten will, braucht ein Pferd, das auch körperlich in der Lage ist, seinen Reiter zu tragen. Dazu gehört ein Aufbautraining, das Schritt für Schritt den Rücken schult. Dabei spielen Werkzeuge eine Rolle, von denen man in den letzten Jahren immer weniger sieht – Cavaletti. Ausbilder wie Horst Becker, der Aufbautraining auf Körper und Geist des Pferdes ausrichtet, setzen Cavaletti gern ein, und Kirsten Fleiser hat ihm zuhause beim Cavalettitraining zugesehen.
Bei seiner Herangehensweise an die klassische Arbeit besteht für Horst Becker die einzige Konstante darin, konsequent seinem Credo zu folgen: „Die tatsächliche Vorgehensweise in der einzelnen Einheit bestimmt genau das Pferd, mit dem ich gerade arbeite.“ Dafür legt er jedes Mal zu Beginn ein virtuelles Netz über das Pferd, das es ihm ermöglicht, das einzelne Tier genau zu lesen und immer den aktuellen Status quo zu berücksichtigen. Seine jahrzehntelangen Beobachtungen als Pferdetrainer zeigen bei neun von zehn Pferden große Defizite in der Tragemuskulatur des Rückens sowie dessen Lockerheit. Standardmäßig sind diese beiden die ersten Baustellen, an denen er arbeitet, selbst wenn im Endeffekt Piaffen, Traversalen, fliegende Galoppwechsel oder entspannte Geländeritte das Ziel des Pferdebesitzers sind. Der Wunschliste des Reiters widmet er sich erst, wenn die Voraussetzungen dafür beim Pferd geschaffen wurden – und beim Menschen natürlich auch. Dabei folgt er keiner vorgegebenen Übungsabfolge, die schematisch durchlaufen wird. Pferde sind von Natur aus keineswegs zum Reiten gemacht. Deshalb gilt für Horst Becker, die Pferde zunächst so aufzustellen, dass die von ihnen verlangten Übungen gut absolviert werden können. Der Fokus auf die Körperlichkeit des Pferdes gibt ihm dabei den Trainingsweg vor. Er schöpft aus einer großen Werkzeugkiste, wobei er wie jeder Pferdetrainer bestimmte Werkzeuge bevorzugt, selbst wenn mehrere funktionieren und zum selben Ergebnis führen. Deshalb schaut er genau hin und entscheidet, welches Instrument weiterhilft. Damit startet er dann den Prozess der Pferdeausbildung, langsam und stetig. …
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