zwischen Pferd und Reiter
von Sibylle Wiemer
Viele Reiter denken beim Reitenlernen hauptsächlich an die Technik der Hilfengebung und den Erhalt des Gleichgewichts, während das Pferd sich bewegt. Aus meiner Sicht ist jedoch die nonverbale Kommunikation zwischen Pferd und Reiter der eigentliche Schlüssel für eine erfolgreiche Partnerschaft und für feines Reiten. Die Technik der Hilfengebung ist in dem Moment begrenzt, in dem der Reiter nicht in der Lage ist, die Antworten des Pferdes zu spüren und darauf zu reagieren. Es ist wichtig, dass der Reiter eine klare und sanfte Sprache seines Körpers findet und mit all seinen Sinnen fähig ist, auf die feinen Signale des Pferdes zu reagieren und eine harmonische Verbindung herzustellen. In diesem Artikel werde ich die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation näher betrachten und aufzeigen, wie ein gefühlvoller Reiter auch kleinste Signale des Pferdes deuten und verwenden kann, um im Ergebnis eine tiefe Verbindung zum Pferd, die von Vertrauen geprägt ist, aufzubauen und damit ein effektives Training überhaupt erst möglich zu machen.
Die Körpersprache als Schlüssel zur Verständigung
Die Körpersprache des Pferdes ist sein meistverwendetes Kommunikationsmittel. Der aufmerksame Reiter ist in der Lage, die Haltung, Spannung und die Bewegungsqualität seines Pferdes zu interpretieren. In dem Moment, in dem das Pferd sich versteift oder anspannt, gilt es herauszufinden, ob das Pferd die gewünschte Lektion nicht ausführen kann oder aufgrund von negativen Gefühlen nicht ausführen will. In dem Moment, in dem das Pferd entspannt und locker versucht, dem Reiter zu folgen, kann es auch mal zu Fehlern kommen. Jedoch bleibt das Pferd zufrieden und locker, ist bemüht, dem Reiter zu folgen. In dem Gemütszustand kann der Reiter angemessen reagieren und seine Technik der Hilfengebung verfeinern oder so zu modifizieren, dass das Pferd diese fehlerfrei umsetzen kann.
Pferde geben Rückmeldung über das Gerittenwerden
Ein weiteres Thema ist die Frage der Kopf-Hals-Position des Pferdes. Offensichtlichen Widerstand, Stress oder Unbehagen zeigt ein Pferd, wenn es den Kopf hochwirft oder ihn schüttelt (Ausnahme: Insekten im Sommer). Dieses Verhalten sollte vom Reiter hinterfragt werden. Sind die Zähne kontrolliert? Wachsen Wolfs- oder Hengstzähne, was dem Pferd sehr unangenehm werden kann? Passt das Gebiss? Sind dessen Gelenke ausgeschlagen? Oder berührt das Gebiss gar in den Kaubewegungen des Pferdes dessen (Hengst)Zähne? Interessant ist das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen oder das Hingeben der Zügel. Wo bewegt das Pferd seinen Kopf hin, wenn dieser nicht mehr durch den Reiter manipuliert wird. Im Idealfall dehnt das Pferd weiterhin seine Oberlinie, der Reiter kann somit, egal in welcher Gangart, den Bewegungen folgen. Der Abstand zwischen den Ohren und dem Widerrist vergrößert sich und die Pferdenase strebt nach vorwärts-abwärts. Das Pferd bleibt führbar, der Reiter entscheidet, wie tief die Dehnung gezeigt werden soll. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Kommunikation beim Reiten“ in Natural Horse 50 02/2024
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