Über den achtsamen Umgang mit Pferden
Problemfinder Thermografie

Problemfinder Thermografie

Möglichkeiten, Risiken & Grenzen

von Nicole Osthoff

Thermogramm: Nicole Osthoff

Seit einigen Jahren wird das Thema Pferdethermografie immer wieder heiß diskutiert. Standen die Tierärzte dem Thema früher eher aus Unwissenheit skeptisch gegenüber, schlagen sie heute häufig – aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen – die Hände über dem Kopf zusammen, wenn der verzweifelte Pferdebesitzer das Thema anschneidet. Verständlich, wenn man sich die Ergebnisse vieler Pferdethermografien näher ansieht. Da wird fröhlich und ohne Vorbereitung drauflos thermografiert. Hauptsache, die Kamera liefert bunte Bilder und es ist kostengünstig. Es klingt ja auch so verführerisch einfach: Wärmebildkamera draufhalten, knipsen, und schon sieht man, wo das gesundheitliche Problem liegt. Wäre dem tatsächlich so, hätten wir es mit einem „Wunderinstrument“ zu tun.

Schon kurzes Einwirken mit dem Halfter oder auch der Hand kann zu Irritationen am Pferdekopf führen. Es zeigen sich im Thermogramm dann partielle Erwärmungen, bei kalten Händen auch Kältemuster. Unter Umständen wird dann unnötigerweise nach vereiterten Zahnwurzeln, Nebenhöhlenentzündungen, Genickproblemen oder Ähnlichem gesucht. Auch sorgt Zugluft für Abkühlung und hat schon so manches fehlerhafte Thermogramm produziert. …

Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Problemfinder Thermografie“ in Natural Horse 04/2017

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Thermografie beim Pferd – was darf erwartet werden?

Was ist eine Thermografie beim Pferd? Jeder Körper, sowohl der eines Menschen als auch des Pferdes, strahlt Wärme aus. Diese Wärmeausstrahlung wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, die wiederum Einfluss auf die Durchblutung haben. Wärmebildkameras sind in der Lage, diese unsichtbare Wärmestrahlung durch spezielle Sensoren in elektrische Signale umzuwandeln. So wird auf einem Bildschirm sichtbar, welche Bereiche des Pferdekörpers deutlich mehr Wärme abgeben als andere.
Übrigens ist nicht immer eine vermehrte Wärmeausstrahlung ein Indiz auf eine mögliche Problematik. Auch eine verringerte Durchblutung kann ein Zeichen dafür sein, dass ein Pferd ein Problem hat. Die Thermografie wird beim Pferd mittlerweile gerne eingesetzt. Für viele stellt sie den ersten Schritt in einem langen Diagnostikmarathon dar, zum Beispiel, wenn das Pferd ein unklares Bewegungsmuster zeigt.
Die Thermografie beim Pferd ist auch eine Möglichkeit, regelmäßig eine Bestandsaufnahme des gesamten Pferdes zu machen und mit den Ergebnissen den Trainingszustand weiter zu verbessern. Was aber kann die Thermografie beim Pferd wirklich leisten? Kann sie deutlich kostenintensivere Diagnostikmöglichkeiten in Zukunft ablösen und wird zum Standard im Rahmen einer veterinärmedizinischen Untersuchung? Oder stößt die Thermografie irgendwann an ihre Grenzen?

Vorteile der Thermografie beim Pferd

Die Thermografie wird bei Pferden gerne im medizinischen Bereich eingesetzt. Sie soll insbesondere bei einer unklaren Lahmheit helfen, die Ursache näher zu lokalisieren. Im Vergleich zur Szintigrafie, stellt die Thermografie beim Pferd eine kostengünstigere Alternative dar, um Probleme im Bewegungsapparat näher bestimmen zu können.
Zugleich ist die Thermografie im Bereich der Sattelanpassung eine Option, um die Passgenauigkeit eines Sattels zu überprüfen. Drückt dieser punktuell, kann eine Wärmebildkamera die Ungenauigkeit in der Passform sofort enttarnen. Richtig durchgeführt kann die Thermografie beim Pferd dazu dienen, Muskelverspannungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können, bevor es überhaupt zu Veränderungen im Gangbild oder Verhalten des Pferdes kommt.
Zudem ist die Thermografie beim Pferd mit kleinstmöglichem Aufwand durchführbar und reduziert somit Stress für das Tier auf ein Minimum. Das Pferd muss lediglich ruhig stehen, während die Wärmebildkamera Aufnahmen macht. Besonders im medizinischen Bereich kann die Thermografie beim Pferd daher eine Alternative darstellen, weil sie vollkommen auf eine Sedierung verzichtet und im heimischen Stall durchgeführt werden kann.
Insbesondere für Pferdebesitzer, die sich unsicher sind, ob eine aufwendige Lahmheitsdiagnostik überhaupt erforderlich ist oder die zugunsten ihres Geldbeutels auf die deutlich teurere Szintigrafie verzichten möchten, ist die Thermografie beim Pferd eine interessante Option.

Die Schwächen der Thermografie beim Pferd

Die Thermografie ist eine Diagnosemöglich wie Ultraschall und Röntgen, doch vor allem hinter ihrer Durchführung verbergen sich einige Tücken. Geringe Abweichungen im Wärmebild beziehungsweise kleine Erwärmungen können beispielsweise bereits entstehen, wenn das Pferd angefasst wird oder ein Halfter trägt. Bevor ein Thermografie-Bild angefertigt wird, müssen Pferdebesitzer daher einige Maßnahmen ergreifen, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Doch selbst wenn penibel auf die Einhaltung diverser Vorkehrungen geachtet wird, kann es passieren, dass sich im Wärmebild Auffälligkeiten zeigen. Diese haben aber nur bedingt Aussagekraft.
Im schlimmsten Fall zahlen Pferdebesitzer für Röntgenbilder oder Ultraschall-Untersuchungen, da die Thermografie am Pferd partiell ein Problem aufgezeigt hat, es sich aber herausstellt, dass diese Erwärmung keine medizinische Relevanz hat.

Eine Thermografie kann deshalb niemals einen Tierarztbesuch ersetzen.