Wie beeinflussen muskuläre Fehlhaltungen den Huf?
von Burkhard Rau
Ein paar Tage später stand ich auf dem Hof und betrachtete das Pferd. Es hatte unbestritten einen schiefen Huf. Die Innenwand war deutlich kürzer als die Außenwand des rechten Hinterhufs. Was konnte die Ursache sein? Ein Kardinalsfehler generell beim Arbeiten und Bearbeiten des Pferdes ist es, darauf zu verzichten, dem Ursprung des Problems auf den Grund zu gehen.
Das Pferd gesamt betrachten
Das Hinterbein ist über das Becken fester Bestandteil des Skeletts. Anders als die Vorderbeine. Das Pferd hat kein Schlüsselbein und daher eine Weichteilverbindung im Pferdekörper. Wünschenswert wäre eine gerade und senkrecht über dem Boden stehende Knochensäule der Hinterbeine. Das Pferd schiebt seinen Körper über die gut gewinkelte Hanke nach vorn. Knie und Sprunggelenk sind über die sogenannte Spannsägenkonstruktion miteinander gekoppelt. Keine der beiden Gelenke kann sich isoliert bewegen. Nur eine gekoppelte Bewegung ist möglich, und das dient der Optimierung der Schubkraft. Maximale Schubkraft braucht das Pferd in der Fluchtbewegung.
Kraftentfaltung wird eingeschränkt
Dieses Element der Vorwärtsbewegung ist evolutionsbiologisch ungeheuer wichtig, denn der Blitzstart ist ein wichtiges Manöver, um dem Fressfeind zu entkommen. Diese Kraftentfaltung wird eingeschränkt, wenn der oder die Hinterhufe schief stehen. Ist die eine Wand der beiden Hufe steiler und die andere schräger, so verkleinert sich die wirksame Fläche, die die Traktion zwischen Huf und Boden zur Entfaltung bringt. Je kleiner die Fläche, umso höher wird der merkbare Druck im Hufinneren bei gleicher Kraft, die auf den Boden wirkt. Die meisten Pferde reagieren mit reduziertem Hinterhandeinsatz. Ein krummer Huf, so wie in der Eingangssituation beschrieben, kann also eigentlich nur ein Ergebnis eines nicht geraden, in einem Gelenk geknickten oder rotierten Beines sein. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Ohne Pferd kein Huf“ in Natural Horse Ausgabe 02/2019
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