Über den achtsamen Umgang mit Pferden
Der genetische Faktor

Der genetische Faktor

im Training mit Pferden

von Helke Falke

Wird unser Partner Pferd seiner Natur entsprechend – von Anfang an – gehalten und versorgt, können wir weitere Grundsteine der korrekten Ausbildung legen, denn wir stehen in der Verantwortung, unsere Pferde korrekt und angemessen zu versorgen, zu pflegen und zu trainieren. Doch was hat das mit dem genetischen Faktor zu tun? Beschäftigen wir uns mit dem genetischen Faktor des Pferdes, müssen wir erst einmal definieren, was genau „genetischer Faktor“ bedeutet.

genetisch – entwicklungsgeschichtlich, in dem Falle die Natur des Pferdes; erblich bedingt
Faktor – Umstand; etwas, das in einem bestimmten Zusammenhang eine bestimmte Auswirkung hat

Um in der Wildnis zu überleben, bilden die Pferde einen Familienverband, den wir Herde nennen. In dieser Lebensgemeinschaft finden sie Schutz, Ruhe und die Möglichkeit der Fortpflanzung. Im Verband profitiert jedes einzelne Pferd von der Sicherheit der Gruppe – ähnlich wie bei einem Schwarm Fische oder Vögel. Diese soziale Organisation beruht auf Regeln und Dynamiken eines ganz bestimmten Verhaltenskodexes, der sowohl angeboren als auch im Miteinander erlernt ist und der es den Pferden erlaubt hat, 50 Millionen Jahre zu überleben. Die Führung des Verbandes übernimmt die Leitstute. Sie ist diejenige, die für Disziplin in der Herde sorgt. Sie entscheidet, wo gefressen und getrunken wird, und unterrichtet die Jungtiere. Sie toleriert annehmbares und maßregelt unangebrachtes Verhalten. Jedoch immer in einer sehr ruhigen, bedachten, aber dennoch bestimmten Art und Weise.

Allheilmittel für die Seele und die Psyche des Pferdes ist ein funktionierender, beständiger, ehrlicher Herdenverband mit jungen und mit erfahrenen Familienmitgliedern. Das brauchen Pferde entwicklungsgeschichtlich, also erblich bedingt.

Verhalten im Training

Welches genetisch bedingte Verhalten können wir uns im Training zunutze machen, um ein partnerschaftliches Miteinander zu schaffen? Pferde sind Beutetiere, deren erste Reaktion und Verteidigung in der Flucht besteht. Wann immer sie einer neuen, unkalkulierbaren Situation gegenüberstehen, wird ihre instinktive Handlung die Flucht sein. In der Wildbahn fliehen Pferde intuitiv circa 600 Meter, dann sehen sie sich um und beurteilen die Situation erneut. Dieses instinktive Verhalten sorgt dafür, dass das Pferd einerseits über einen Fluchtreflex verfügt, andererseits sichert die Tendenz, anzuhalten und die Lage neu zu beurteilen, dass es nicht lebensnotwendige Energie verbraucht, um unnötig zu fliehen. …

Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Der genetische Faktor“ in Natural Horse Ausgabe 03/2020

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