von Pferd und Reiter
von Sabine Ellinger
Ist eine korrekte Aufrichtung unter dem Gesundheitsaspekt des Pferdes überhaupt möglich? Was in der Natur durch Imponiergehabe eine natürliche Aufrichtung ausmacht, muss mit dem Reiter erst eintrainiert werden. Durch jahrelanges systematisches Training ist das Pferd in der Lage, seine Hanken, die großen Gelenke der Hinterhand, zu beugen und Last aufzunehmen. Dadurch kann sich das Pferd vorn aufrichten und sich mehr „bergauf“ bewegen. Die Gelenke beugen sich ohne falschen Widerstand, und das Pferd wird in der Hand des Reiters immer leichter, je mehr es seine Hinterbeine in Richtung Schwerpunkt unter den Körper bringt. Eine schöne Vorstellung, sein Pferd so reiten zu können. Und eine gesundheitsfördernde Maßnahme ist es zusätzlich.
Doch welche Voraussetzungen braucht es dafür? Der muskuläre Aufbau des Pferdes, der es letztendlich dazu befähigt, Last mit den Hinterbeinen aufzunehmen und sie zu beugen, ist ein recht langer Weg. Vom etwa vier- bis fünfjährigen jungen Pferd bis zu einem Pferd, das sich hochgradig versammeln kann, liegen gut vier bis sechs Jahre, eventuell auch länger. Den Zeitrahmen, der dafür notwendig ist, sollte ganz das Pferd bestimmen. Nicht wenige junge Pferde, die sich reiterlich anbieten, wurden zu früh zu stark belastet und haben Schaden genommen.
Tierärzte und Pferdekliniken haben keinerlei Mangel an Patienten, deren orthopädische Schäden auf fehlerhafte Belastung des Bewegungsapparats zurückzuführen sind. Das muss absolut nicht sein und kann vermieden werden. Eine systematische Stärkung der rumpftragenden Muskulatur ist hier das Ziel. Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Problem hauptsächlich schwer arbeitende Sportpferde betrifft, aber dem ist nicht so. Eine genauso große Zahl an Freizeitpferden, die oft sehr wenig arbeiten, ist davon betroffen. Ein Pferd, das viele Kilometer „auf dem Tacho“ hat, ist nicht verschleißgefährdeter als ein Pferd, das nur wenig arbeiten muss. Es kommt darauf an, wie das Pferd sich bewegt, ob daraus Schäden entstehen. Studien haben gezeigt, dass bei unterbeschäftigten Freizeitpferden dieselben Schäden auftraten wie bei Hochleistungssportpferden, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. …
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