Über den achtsamen Umgang mit Pferden
Eins sein mit dem Pferd

Eins sein mit dem Pferd

Wie Pferd und Mensch verschmelzen können

von Ulrike Dietmann

Der Wunsch jedes Reiters oder Pferdehalters ist es, sein Pferd wirklich zu verstehen. Das höchste Ziel des gemeinsamen Trainings ist die fließende Kommunikation zwischen Mensch und Pferd. Wenn wir das erleben, empfinden wir ein Gefühl von Verschmelzung und Einssein. Dieses Gefühl haben Pferdemenschen durch alle Zeiten und Kulturen hindurch immer wieder beschrieben. Sie haben es in Mythen ausgedrückt, wie zum Beispiel in dem Mythos vom Zentauren, einem Wesen, das halb Mensch und halb Pferd ist. Was genau verbirgt sich dahinter? Wie können wir diese Einheit ganz bewusst finden, in der Pferd und Mensch sich so wohlfühlen?

Die Empathie der Pferde

Wenn Pferde wirklich so fein fühlen, dachte ich, dann müs-sen wir ganz anders mit ihnen umgehen. Nicht mit Domi-nanz, Unterwerfung und Kontrolle, sondern mit Einfühlung. Seither habe ich selbst Hunderte und Tausende solcher Begegnungen zwischen Mensch und Pferd erlebt in meiner Arbeit als Persönlichkeitstrainerin mit Pferden. Die tiefe, einfühlsame Verbindung ist tatsächlich das, was Pferde bei uns suchen, weil sie es auch in der Pferdeherde finden. Pferde sind Herdentiere, das heißt, die Herde gibt ihnen die Sicherheit, sich optimal vor Feinden zu schützen. Nicht weil sie zusammen angreifen können, sondern weil sie zusammen feiner fühlen und Feinde früher wahrnehmen können.

Wir nennen diese Fähigkeit auch Empathie, die Fähigkeit zu fühlen, was ein anderes Wesen fühlt, indem ich es selbst fühle. Das heißt, das Pferd beobachtet nicht nur, was ich fühle, sondern es fühlt, was ich fühle, und es drückt dieses Gefühl unmittelbar aus. Wenn das Pferd zum Beispiel Angst hat, flieht es. Es flieht auch, wenn es meine Angst fühlt, denn es nimmt mich als Herdenmitglied wahr, das durch seine Angst signalisiert, dass eine Gefahr droht. Dasselbe gilt auch für alle anderen Gefühle wie Ärger, Liebe oder Frustration. Durch diese Fähigkeit zur Einfühlung hat der irische Tinker Maggies Liebe zu ihrem Hund Whisky gefühlt und er hat es in seinem Verhalten ausgedrückt. Wie genau er es ausdrückte, dass er Maggies Liebe körperlich fühlen konnte und sie genau an den richtigen Stellen berührte, das war wirklich erstaunlich, aber es zeigt auch, wie fein die Wahrnehmung der Pferde ist. …

Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Eins sein mit dem Pferd“ in Natural Horse Ausgabe 04/2019

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