Vom Tollpatsch zum Bewegungskünstler
von Dr. Ruth Katzenberger-Schmelcher und Yvonne Katzenberger
Auch ein Körperklaus kann sich zum Bewegungskünstler wandeln, wenn wir mit gezielten Übungen sein Körpergefühl trainieren. Genau hiermit beschäftigt sich die Ergotherapie für Pferde: Denn Körpergefühl ist nichts, was man entweder hat oder eben nicht hat: Die Körperwahrnehmung verändert sich im Lauf des Pferdelebens und kann in jedem Lebensabschnitt oder in jeder Lebenssituation auf den individuellen Optimalzustand hin verbessert werden.
Körperwahrnehmung – die nahen und fernen Sinne
Pferde verfügen – ebenso wie wir Menschen – über verschiedene Sinne. Wir können dabei zwischen den sogenannten Fern- und Nahsinnen unterscheiden: Das auditive und visuelle System, also Hören und Sehen, bildet die körperfernen Sinne. Sie sind für die Entschlüsselung der körperfernen Reize zuständig. Die körpernahen Sinne hingegen bilden sozusagen die Grundwahrnehmungsbereiche, indem sie dafür zuständig sind, Informationen bezüglich des eigenen Körpers zu liefern. Die körpernahen Sinne werden vor den Fernsinnen ausgebildet. Zu ihnen zählen das taktile, propriozeptive und vestibuläre System sowie der Geruchs- und Geschmackssinn.
Mit Tennisbällen Gleichgewicht trainieren
Ein gutes Gleichgewicht ist ebenso wie ein balancierter und koordinierter Bewegungsablauf eine notwendige Eigenschaft des Reitpferdes, das sich geschmeidig unter dem Sattel bewegen kann. Diese Fähigkeiten hängen unmittelbar mit dem Gleichgewichtssinn und dem propriozeptiven System, das maßgeblich für die Kompetenz „Koordination“ zuständig ist, zusammen. Weil aber jede auch noch so kleine Bewegung des Reiters Einfluss auf die Wahrnehmungsverarbeitung des Pferdes nimmt, macht es durchaus Sinn, die Basissinne zunächst ohne Reitergewicht zu trainieren. …
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