Der Einfluss von Gedankenmustern auf die Beziehung zum Pferd
von Petra Haubner
Ist das Pferd unser Freund? Diese Frage würden vermutlich nahezu alle Pferdebesitzer mit einem klaren Ja beantworten. Warum haben wir denn ein Pferd an unserer Seite, wenn nicht als Freund, mit dem wir durch die Natur streifen und schöne Stunden am Stall verbringen wollen? Aber warum behandeln so viele Pferdemenschen ihr Pferd dann wie einen Feind?
Es gibt so viele Thesen und negative Affirmationen, Sprüche von der Bande und Ansagen von Reitlehrern, die das Pferd ins falsche Licht rücken. Sie implizieren, dass wir das Pferd unterdrücken, kontrollieren und mit ihm fortwährend diskutieren müssen, damit es macht, was wir wollen. Allein in diesen Gedanken stecken so viele Glaubenssätze und Ideen, die nichts mit Freundschaft zu tun haben. Würden wir von einem Freund verlangen, dass er immer macht, was wir wollen? Besteht eine Beziehung nicht viel mehr aus Kooperation, gemeinsamen Ideen und einem freundlichen Miteinander?
Warum alte Thesen und negative Affirmationen funktionieren
Leider funktionieren gerade die Trainingsmethoden mit Druck und Dominanz besonders gut, weil Pferde als Herden- und Beutetiere mit genug Druck letztlich immer kontrolliert und trainiert werden können. Deswegen sterben diese Affirmationen, Trainingsmethoden und Gedanken (noch) nicht aus und scheinen vermeintlich logisch zu sein. Wir bekommen auf den ersten Blick, was wir haben wollen: ein braves Reitpferd. Das Schema hinter dieser Grundidee ist einfach: Ich sage, du machst! Machst du nicht, sage ich es immer lauter und lauter, bis du machst. Warum wir diesen Thesen folgen und sie sich so hartnäckig halten? Im Grunde genommen lieben wir Menschen einfache Rezepte. Wir lieben es, wenn wir nicht kompliziert denken oder ständig individuelle und spontane Entscheidungen treffen müssen. Was simpel klingt, hat eine hohe Anziehungskraft. Das ist nur natürlich. Das Gehirn möchte nicht viel denken und geht ungern neue oder komplizierte Wege. …
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