Kompensationswunder Pferd

Probleme im Bewegungsapparat erkennen und Anatomie verstehen – Teil 1

von Diana Tiebes

Läuft der noch, oder kompensiert er schon? Um diesen manchmal feinen Unterschied erkennen zu können, braucht es gute Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und ein gewisses anatomisches Wissen über biomechanische Zusammenhänge und den Körper bau des Pferdes. Ich spreche hier nicht von einem deutlich lahm gehenden Pferd, auch offensichtliche Taktfehler sind nicht gemeint, sondern feine, nahezu ausgeklügelte Kompensationsmechanismen, die der Vierbeiner ebenso auf Lager hat.

Zu den ausgleichenden Möglichkeiten der Gewichtsverlagerung und damit „Verstecken“ von Schmerzen oder Einschränkungen hat das Pferd zudem auch noch andere Motivationen, seine Baustellen zu verheimlichen. Als Flucht- und Lauftier sind es gar lebenserhaltende Maßnahmen, seine Wehwehchen nicht zu zeigen und stetig weiterzulaufen, um die Nahrung zu sichern, seiner Herde zu folgen und nicht als Erstes von einem Beutegreifer ausgesucht und erfasst zu werden. Auch in der heutigen Haltung hat das Pferd diese eingebauten Kompensationsmechanismen nicht abgelegt, noch immer sind Lahmheiten und Schmerzen, wenn nicht durch ein akutes Trauma verursacht, erst nach einiger Zeit deutlich zu sehen, obwohl sich diese schon durch kleine Anzeichen früher hätten erkennen lassen. Umso wichtiger sind das genaue Hinsehen und Verstehen. Manche Pferde laufen auch noch mit deutlichen Schmerzen nahezu lahmfrei. Aber eben nur nahezu. Im Folgenden werden „Stellen“ am Pferd beschrieben, die auf frühzeitige Probleme hinweisen können. Leider ist es auch so, dass eine Disharmonie oder Störung die nächste nach sich zieht. Eines möchte ich dennoch mit auf den Weg geben: Ein perfekt symmetrisches Pferd gibt es nicht. Wenn ich im Text von „Ungleichheiten“ oder „Asymmetrien“ spreche, dann wird zwar vom Idealbild ausgegangen, um Vergleiche zu haben, aber die vollendete Perfektion bleibt unerreichbar, handelt es sich doch um einen lebenden und sich wandelnden Organismus. …

Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Kompensationswunder Pferd“ in Natural Horse 47 05/2023

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