Erkenne, was Pferde uns sagen wollen
von Sandra Kitzmüller
Das Verhalten der Pferde zu deuten und somit ihre Sprache zu identifizieren, ist etwas, was uns Pferdemenschen schon immer beschäftigt. Über die Jahre hinweg haben sich unzählige Überlieferungen, Thesen, Beobachtungen und Interpretationen angesammelt. So ist ein breites Feld entstanden, das uns Menschen dabei helfen soll, unseren Weggefährten, das Pferd, besser zu verstehen. Die Sprache der Pferde ist sehr komplex, da die Kombination aus verschiedenen Gesten und Ausdrücken viele unterschiedliche Botschaften beinhalten kann.
Was bedeutet es, das Verhalten der Pferde zu interpretieren?
Aus der rein wissenschaftlichen Perspektive ist jegliche subjektive Wahrnehmung unerwünscht, da der Beobachtende die Deutung durch seine eigenen Annahmen beeinflusst oder verfälscht. Dadurch fehlt aber auch die empathische Komponente, die es uns ermöglicht, uns in die Lage des Pferdes und dessen Erleben hineinzufühlen. Würden wir dieses Gefühl wieder mehr leben, würden viele Methoden als das erkannt, was sie sind – keine lebendige Sprache, sondern ein Monolog aus Vokabeln. Um die vielseitigen Zusammenhänge von Verhaltensweisen ganzheitlich besser verstehen zu können, ist die eigene subjektive und gleichzeitig reflektierte Wahrnehmung elementar. Dazu ist es wichtig, das Pferd als Individuum in den Mittelpunkt zu stellen, um die unterschiedlichen Nuancen und Facetten einer einzigen Verhaltensweise besser zu erahnen. Jedes Pferd mit seinem Charakter, seinen Vorlieben, seinen Bedürfnissen, seinen Prägungen oder auch seinem persönlichen Ausdruck trägt zu dieser kommunikativen Vielfalt bei. So können sich zwei Pferde in derselben Situation völlig unterschiedlich gebärden.
Pferd und Mensch – unterschiedliche Einflüsse
Weiterhin kommt auch der Mensch als Baustein im gemeinsamen Alltag hinzu. Es wäre der umfangreichen Sprache der Pferde unwürdig, würden wir das Pferd nur in seinem Verhalten betrachten, losgelöst von den verschiedensten Gegebenheiten, Umständen und Umgangsformen. Je mehr Blickwinkel wir uns aneignen, desto größer wird unser Wahrnehmungsspektrum, das Pferd als Ganzes zu sehen. Das erlaubt es uns, das gesamte Bild eines Dialogs zu erfassen. Dabei ist der Kontext, in dem das Verhalten sichtbar wird – sowohl das, was davor passiert, als auch das, was danach passiert – das Wichtigste. Das erfordert gerade von uns Menschen, zu erkennen, was bestimmte Handlungen aus der Sicht der Pferde bedeuten. …
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