Hufbearbeitung leicht trainiert
von Nina Steigerwald
Man kann die Hufbearbeitung dem weiten Feld des Medical Trainings zuordnen. Vernünftig gemacht ist sie die Grundlage eines gesunden Bewegungs-apparats. Neben dem Putzen wird keine andere Hand-lung am Pferdekörper so häufig vorgenommen wie die Reinigung und Bearbeitung der Hufe. Anders als ein Verband oder eine intravenöse Spritze findet sie – hoffentlich! – mit schöner Regelmäßigkeit statt. Von daher gehört zwingend alles rund um den Huf auch in das Lösungstraining des Pferdealltags hinein.
Was geschieht, wenn ein Pferd in seinem Leben noch nicht gelernt hat, seine Hufe prompt und weich aufzuheben, wenn es danach gefragt wird? Kratzen, Schaben und Ruckeln am Ende seiner Gliedmaße mit ruhigem Stillhalten über eine gewisse Dauer zu quittieren? Dann wird jedes Steinchen, das man entfernen möchte, zum K(r)ampf. Es gibt sogar Fälle, in denen das Pferd für die Bearbeitung nicht nur sediert, sondern medikamentös komplett auf die Seite gelegt werden muss. Zwischen diesem unerfreulichen Extrem und frei entspannt herumstehenden Equiden liegt eine große Spanne an unterschiedlichem Verhalten. Selbst wenn ein Pferd „nur“ zappelt oder sich auf den Bock lehnt und ihn damit zum Kippeln bringt, erschwert das die Arbeit des Hufbearbeiters sehr. Hinzu kommt, neben der Verletzungsgefahr für Mensch und Pferd durch scharfe, spitze und metallene Werkzeuge, der oft vernachlässigte Punkt der Rückengesundheit. Die Menschen, die einen echten Knochenjob machen und damit einen großen Beitrag zur Gesunderhaltung unseres Pferdes leisten, haben es verdient, dass wir als Besitzer uns nach Kräften bemühen, die Abläufe so entspannt wie möglich zu gestalten.
Balance Halten
Die richtige Balance für einen entspannten Dreibeinstand mit fixiertem vierten Bein muss sich erst einmal entwickeln. Es reicht nicht, dass Ihr Pferd kognitiv versteht, was seine Aufgabe ist. Es muss auch muskulär und vom Gleichgewicht her dazu in der Lage sein. Die Arbeit mit Balance Pads oder Pferdewippen eignet sich hervorragend dafür. Der nächste maßgebliche Faktor heißt Motivation: Warum um alles in der Welt sollte man als Fluchttier in so einer Position verharren? Eine Körperhaltung, in der eine schnelle Reaktion, um einer möglichen Gefahr zu entkommen, nicht möglich ist? Hierbei kommt die angewandte Lerntheorie zum Tragen. Es gibt zwei Gründe, aus denen Handlungen stattfinden: das Vermeiden unangenehmer Konsequenzen auf der einen und das Erreichen angenehmer Konsequenzen auf der anderen Seite. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Zeigt her eure Hufe“ in Natural Horse 37 04/2021
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