zum Wohle deines Pferdes
von Martina Kiss
Derzeit wird fleißig an unserem Urvertrauen gerüttelt. Medien berichten von Horrorszenarien wegen der Pandemie und die derzeitigen Naturkatastrophen tragen auch nicht zur Stärkung des Urvertrauens bei. Doch was hat es mit dem Urvertrauen auf sich und wie kann man es stärken? Welche Auswirkungen hat die Verunsicherung des Urvertrauens und die Herabwürdigung des Selbstwertgefühls auf unsere Beziehung zu unserem Pferd?
Jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens auf die eine oder andere Weise von einem Freund oder später im Berufsleben von einem Kollegen (oftmals unbewusst) herabgewürdigt worden. Ob das jetzt als Kind oder als heranwachsender Mensch war, der Endeffekt ist derselbe: Es ist eine seelische Verletzung entstanden. Früher nannte man es hänseln, heute sind Begriffe wie „Mobbing“ oder „Bossing“ oder „Bulling“ in Mode. Welche Rolle spielen aber solche Begriffe im Umgang mit unserem Pferd? Die einfache Antwort auf eine einfache Frage: Wenn sich jemand nicht selbst wertschätzt und dadurch ein gewisses Selbstwertgefühl entwickelt, wie kann er dann seinem Pferd gegenüber eine solide und authentische Führungsperson sein, auf die das Pferd vertraut? Jede kleinste Unsicherheit wird vom Pferd erkannt. Das Pferd sieht in unser Innerstes und ob wir uns eignen, es zu führen. Und wenn der Selbstwert einmal herabsetzt ist, kann ich noch so eine prägnante und laute Stimme entwickeln. Wenn ich innerlich zerrissen bin oder zögere, kann ich – in den Augen meines Pferdes – keine Leitstute oder kein Leithengst sein. Auf Halbheiten kann sich das Pferd aus evolutionsbedingten Gründen (Fressen oder Gefressenwerden) als Beutetier nicht einlassen. Dementsprechend wird es handeln und entweder selbst die Führung übernehmen oder Verhaltensauffälligkeiten an den Tag legen. Das Ergebnis wird in beiden Fällen dasselbe sein – mein Pferd wird zum sogenannten Problemfall für mich. Wie kann ich diesem Umstand und der Situation am besten begegnen? Auslöser des verminderten Wertgefühls Es gibt ein Schlüsselwort, dessen Umsetzung im ersten Moment eine Überwindung und damit verbunden eine Schwelle darstellt: Zentrierung. Ein Mensch, der zentriert (und somit in seiner Mitte sich selbst bewusst) ist, lässt Unverschämtheiten, Verletzungen und Mobbing nicht an sich herankommen. Ein zentrierter Pferdemensch wird zum wertvollen Partner für sein Pferd – und nebenbei auch in einer Stallgemeinschaft zum gern gesehenen Mitglied, auf dessen Meinung man Wert legt. Das ist in den meisten Fällen ein erwünschter Nebeneffekt. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Stärke dein Urvertrauen“ in Natural Horse 39 02/2022
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