Warum dein Pferd dich so nimmt, wie du bist, und trotzdem deine Unterstützung dabei braucht
von Kati Westendorf
Stell dir vor, du kommst zum Stall und kannst dein Pferd schon sehen. Du musst lächeln und näherst dich mit dem Halfter. Vielleicht freust du dich zusätzlich schon auf den Ausritt, den du geplant hast. Und dann wendet dein Pferd sich von dir ab, als es dich mit dem Halfter kommen sieht. Was passiert in dir bei dieser Vorstellung? Wirst du wütend oder zweifelst du vielleicht an dir? Spürst du einen kleinen Stich im Herzen? Ich bin mir sicher, dass du sie auch kennst. Diese Stimme in deinem Kopf, die dich zweifeln lässt, ob dein Pferd wirklich gern mit dir Zeit verbringt. Die Sorge, etwas Falsches zu tun oder nicht gut genug für dein Pferd zu sein. Vielleicht holen dich Erinnerungen aus der Vergangenheit ein, für die du dich schuldig fühlst. Womöglich ist es dir aber auch einfach unglaublich wichtig, dass es deinem Pferd an nichts mangelt. Eure Verbindung und Freundschaft ist das höchste Gut, nicht wahr? Gleichzeitig nagt es an dir, wenn du dich nicht „zurückgeliebt“ fühlst. Wenn dein Pferd sich von dir abwendet oder nicht so viel Motivation und Konzentration aufbringen kann.
Selbstzweifel und Spiegel
Viele von uns haben einen kleinen oder sogar ausgewachsenen Plagegeist im Kopf – einen Selbstzweifler, der immerzu einen Teil der eigenen Kreativität dazu nutzt, Kritik am eigenen Sein und Wirken zu üben. So sind wir Menschen – soziale Wesen auf ständiger Sinnsuche. Tief bewegt von dem individuellen Konstrukt, das wir über uns selbst und unsere Mitmenschen – oder eben Pferde – haben. Häufig ist uns gar nicht bewusst, woher die Ungeduld, der Frust, die Angst, die Schuld oder die Traurigkeit kommen. Manchmal fühlen wir all diese Gefühle gar nicht mehr, weil wir das vermeintliche Problem logisch lösen wollen.
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Selbstakzeptanz“ in Natural Horse 39 02/2022
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