Über den achtsamen Umgang mit Pferden
Glyphosat

Glyphosat

Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier

von Uwe Lochstampfer

Das Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid) Glyphosat spaltet unsere Gesellschaft und unsere Politik. Für die einen, natürlich vorwiegend für Landwirte, aber auch für den Kleingärtner, Hausmeister und Friedhofsgärtner, ist das Totalherbizid ein Segen, für andere ein Fluch. Fünf Millionen Liter werden jährlich in Deutschland auf Äcker und in Gärten ausgebracht. Umweltverbände organisieren Massenkundgebungen und sammeln über eine Million Unterschriften gegen das Ausbringen von Glyphosat. Fakt ist, es ist das umstrittenste, aber auch wirkungsvollste Pflanzengift der Welt.

Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein, und ist mittlerweile Bestandteil in circa 40 verschiedenen Unkrautvernichtungsmitteln. Am bekanntesten ist das Produkt Roundup von Monsanto. Allerdings weist Glyphosat, gegenüber anderen Herbiziden, eine geringere Toxizität aus. Es wurde bereits 1950 von dem Schweizer Chemiker Henri Martin synthetisiert und erst 21 Jahre später durch den US-Agrarkonzern Monsanto als Herbizid patentiert, nachdem es vorher als Rohrreinigungsmittel angewendet wurde. Monsanto stellte auch das im Vietnamkrieg zur Entlaubung eingesetzte Mittel Agent Orange her, unter dessen Wirkung heute noch viele Vietnamesen in Form starker Gesundheits- und Geburtsschäden sowie Behinderungen leiden. Agent Orange und Glyphosat weisen durchaus Parallelen auf, so enthalten beide Mittel Chlorphenoxyessigsäuren. Mit der Gentechnik kamen dann Pflanzen auf den Markt (zum Beispiel RoundupReady-Soja), die gegen Glyphosat immun sind.

Auswirkungen für Pferdebesitzer und Einstellbetriebe

Wurde Getreide der Sikkation unterzogen, also reif gespritzt (was allerdings mittlerweile strengen Auflagen unterliegt), so haftet das Glyphosat recht frisch an dem Stroh, auf dem die Pferde liegen und/oder dieses als Raufutter fressen. Es gibt viele Fälle, in denen im Organismus der Pferde eine Glyphosatbelastung ausgewiesen wurde, aber dies nur, weil die Besitzer auf Glyphosatrückstände testen ließen. Einher geht meine Einschätzung mit immer häufiger beobachtetem Mineralstoffmangel und Störungen der Darmflora. Untersuchungen dazu gibt es bisher nicht. Dr. Monika Krüger (Universität Leipzig) geht davon aus, dass es bei Pferden ähnlich ist wie bei Rindern. Mineralstoffmangel, der bei der Atypischen Weidemyopathie (ausgelöst durch Ahornkeimlinge und Endophyten im Weidelgras) immer vorhanden ist, wird von Glyphosat begünstigt. Die atypische Weidemyopathie zerstört recht schnell die Muskeln, so auch den Herzmuskel, vor allem bei Jungtieren.

In den meisten handelsüblichen Pferdemüslis wird Soja und Mais verarbeitet. Wo kommt dieses Soja und der Mais her? Sind sie gentechnisch verändert und somit sehr stark mit Glyphosat belastet, insbesondere, wenn sie aus Südamerika stammen? Im Wasser ist Glyphosat auch oft nachweisbar. Daher ist es notwendig, dass Brunnen tief genug gebohrt werden und die Pferde kein Oberflächenwasser aufnehmen, zumindest nicht in der Nähe konventionell bewirtschafteter Flächen. Ihr Brunnenwasser können Sie auf Glyphosat testen lassen. Achten Sie beim Ausritt darauf, dass Ihre Pferde grundsätzlich nichts fressen oder trinken, wenn Sie an Feldern vorbeireiten.

Sollte es zu einer Kontaminierung von Glyphosat kommen, ist die Frage: Wie bekommt man es aus dem Organismus wieder heraus? Dies kann durchaus gelingen, und zwar mit Pflanzenkohle und Huminsäuren. Hier wäre Tiermoor eine gute Möglichkeit der Entgiftung, aber auch Klinoptilolith-Zeolith, ein fein vermahlenes Urgesteinsmehl. Am besten, Sie geben beides parallel.

Fluch oder Segen?

2017 erhielt Glyphosat durch die EU eine fünfjährige Zulassung. Eigentlich waren 15 Jahre geplant, was aber am Widerstand vieler EU-Länder scheiterte. Im Dezember 2022 verlängerte man die Zulassung erneut um 1 Jahr, bis Dezember 2023

Die EU-Kommission hatte allerdings schon im Jahre 2015 die Bedingungen für eine zehnjährige Genehmigung geschaffen, die die Einfuhr gentechisch veränderter Pflanzen (Raps, Baumwolle, Mais und Soja) betraf. Der größte Teil dieser Importe wird als Futtermittel verwendet. Bei einem Verbot von Glyphosat wären nun aber auch diese Importe verboten worden. Das Verbot hätte natürlich Viehhalter vor gravierende Probleme gestellt. Die wären natürlich im Vorfeld lösbar gewesen, wenn man die entsprechenden Weichen zum Anbau gentechnikfreier Soja gestellt hätte.

Jüngst unterhielt ich mich mit einer  Bäuerin. Als wir auch auf das Thema Wiederzulassung von Glyphosat zu sprechen kamen, sagte sie: „Da haben wir noch mal Glück gehabt“. Haben wir das wirklich? Für zwei Lebensbereiche bringt das Ausbringen von Glyphosat Probleme: für unsere Umwelt und für die Gesundheit von Menschen und Tieren.

Glyphosat schädigt die Umwelt

Dies wird auch nicht mehr in Frage gestellt. Das Umweltbundesamt informiert unter anderem, dass Glyphosat für das Sterben von Pflanzenarten verantwortlich ist. Dadurch wird auch der Rückgang von Insekten und Wirbeltieren forciert. Weniger Insekten bedeutet weniger Nahrung für Vögel und forciert somit deren Rückgang. Eine Studie argentinischer und deutscher Wissenschaftler zeigt auf, das Glyphosat die Orientierung von Bienen beeinträchtigt.

Glyphosat gelangt in den Boden und muss dort abgebaut werden. Hier geht es aber nicht mehr nur um Glyphosat, sondern auch um das noch giftigere Abbauprodukt Ampa (Aminomethylphosphonsäure), das viel beständiger ist als Glyphosat und sich dadurch im Boden anreichert. Ein Bestandteil glyphosathaltiger Mittel war das Tallowamin, dies wurde aber aufgrund der hohen Toxizität 2016 in der EU verboten, wird aber außerhalb der EU noch eingesetzt.

Laut dem Umweltinstitut München schädigen diese Mittel das Bodenleben, haben einen negativen Einfluss auf Regenwürmer, Spinnen und Florfliegen. Die negative Wirkung auf Regenwürmer und Bodenpilze wurde in Studien von Dr. Johann Zaller von der Universität Wien belegt. Günter Neumann vom Institut für Kulturpflanzen der Universität Hohenheim bestätigt die negative Auswirkung von Glyphosat auf das Wachstum der Feinwurzeln, insbesondere bei längerer Anwendung des Herbizids. Weiterhin stellte er Störungen des Hormonhaushalts bei den Nutzpflanzen fest, erhöhte Stressanfälligkeit und verminderte Wasseraufnahme, was sich auch wieder negativ auf das Wurzelwachstum auswirkt. Knöllchenbakterien an Leguminosen werden durch Glyphosat beeinträchtigt. Diese Leguminosen (Schmetterlingsblütler) wie Erbsen und Wicken baut der verantwortungsbewusste Bauer als Zwischenfrucht zur Bodenverbesserung an. Bedingt durch das Glyphosat ist die stickstoffsammelnde Wirkung dieser Bakterien (Rhizobien) stark eingeschränkt und somit auch der Bodenaufbau. Der Abbau von Glyphosat im Boden hat eine Halbwertzeit von 3 bis 240 Tagen. Beim Ampa sind es 78 bis 875 Tage oder 2,4 Jahre. (danach ist aber immer noch die Hälfte vorhanden). Letztlich bleibt Ampa immer in den Böden, die regelmäßig mit Glyphosat behandelt werden. Es wird sogar immer mehr.

Resistente Pflanzen und Insekten

Unkräuter, aber auch immer mehr Insekten, wehren sich gegen Glyphosat und passen sich dem Gift an, werden somit resistent. 1997 begann man in den USA mit dem Anbau von Gensoja, dass ja gegen Glyphosat resistent ist. Im Jahr 2000, also nur drei Jahre später, traten die ersten resistenten Unkräuter auf. Mittlerweile gibt es 21 glyphosatresistente Pflanzenarten, die sich in den USA und in Südamerika auf Millionen Hektar ausbreiten. Es muss damit immer mehr Glyphosat gespritzt werden, das mittlerweile auch die Feldfrüchte, so zum Beispiel Soja, schädigt. Schlussfolgerung: die Farmer mussten und müssen ihre Felder aufgeben.

Mittlerweile wird man der Ausbreitung der drei Meter hoch wachsenden Monsterpflanze Palmer-Fuchsschwanz (Amaranthus palmeri), von den Farmern „Pigweed (Schweinekraut)“ genannt, nicht mehr Herr. Monsanto empfiehlt den betroffenen Bauern, das Beimischen des Stoffes 2,4-T. Dieser wurde schon im Vietnamkrieg Agent Orange zugemischt. Zwei Fragen stellen sich unweigerlich: Warum hatte sich Monsanto 2001 eine Mischung aus Glyphosat und 2,4-T patentieren lassen? Bekämpft Monsanto ein Problem, dessen Verursacher sie selber waren?

Was steigt mehr – Erträge oder Einsatz?

Entgegen den Versprechen der Industrie, die Erträge würden durch die gentechnisch veränderten Pflanzen steigen, stieg der Einsatz der Pflanzenschutzmittel, in Brasilien um das Dreifache innerhalb von 15 Jahren. Ein Liter Glyphosat ist die vorgegebene Dosierung pro Hektar. Mittlerweile werden sieben Liter/ Hekta auf das Gensoja in Südamerika gespritzt, das in Europa Nutztiere ernährt.

In der Zwischenzeit treten auch am europäischen Kontinent Resistenten auf. Der Acker-Fuchsschwanz wird immer mehr zum Problem für die Bauern, aber auch Windhalme. Bei den Insekten sind es unter anderem der Rapsglanzkäfer, der Kohlschotenrüssler und Rapserdfloh. Ähnliche Resistenzen bilden sich mittlerweile auch bei den Pilzen, so bei Septoria und Mehltau. Glyphosat gelangt in Gewässer (obwohl das gar nicht zulässig ist), die in der Nähe der behandelten Felder liegen und schadet auch dort der Flora und Fauna. Insbesondere besagtes Tallowamin ist toxisch für Amphibien. Durch Auswaschungen kommt Glyphosat auch in Bächen und Flüssen an, letztlich im Trink- und im Brunnenwasser. Proben haben gezeigt, dass die Grenzwerte in manchem Trinkwasser doppelt bis dreifach über dem sogenannten Grenzwert lagen. So zum Beispiel in Deutschland/ im Ort Lünen in Nordrhein-Westphalen, das berichteten die Ruhrnachrichten. Ich selber habe unser Trinkwasser und Brunnenwasser testen lassen. Wir wohnten damals in der Nähe von Walsrode. Das Trinkwasser lag knapp unter Grenzwert, das Brunnenwasser darüber. Und damit kommen wir zum 2. Lebensbereich, der Gesundheit.

Schädigung der Gesundheit

Die Heinrich Böll Stiftung veröffentlichte 2016, dass bei 99,6% aller 2000 Testpersonen eine Belastung mit Glyphosat vorhanden war. 75% aller getesteten Menschen hatten eine Belastung von 0,5 Mikrogramm, der Grenzwert ist 0,1 Mikrogramm. Wir haben also eine Belastung eine fünffach höhere Belastung, als der Grenzwert vorgibt. Besonders erschreckend, die höchste Belastung wurde bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 – 19 Jahren gefunden.

Glyphosatrückstände finden sich bei uns überall in konventionell hergestellten Nahrungsmitteln, nicht in jedem, aber doch in sehr vielen. In Backwaren, in der Milch, in Hülsenfrüchten, in Erdnüssen, im Wein, im Bier. In einer Biersorte sogar die 300-fache Überschreitung des erlaubten Trinkwassergrenzwerts, laut Umweltinstitut München. Bis auf solche Ausnahmen sind die Anteile des Pflanzengiftes zwar oft sehr gering, aber wie wirkt sich eine Dauerbelastung über Jahre und Jahrzehnte aus? Fleischprodukte werden übrigens gar nicht getestet, obwohl gerade hier gentechnisch veränderte Soja, dass ja besonders Glyphosat belastet ist, zur Fütterung verwendet wird. Bioprodukte sind übrigens glyphosatfrei.

Ist Glyphosat krebserregend?

Getreide wird oft mit Glyphosat reif gespritzt (Sikkation), damit die Landwirte unter anderem Trocknungskosten sparen. Dies geschieht natürlich unmittelbar vor der Ernte. Ab 2014 wurde die Sikkation von der EU eingeschränkt. Stellt sich die nächste Frage: Ist Glyphosat krebserregend? Es steht auf jedem Fall im starken Verdacht. Die Internationale Agentur für Krebsforschung, IARC, eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kam im März 2015 zu dem Ergebnis, dass es zumindest begrenzte Nachweise gebe. Die IARC stufte Glyphosat in die Kategorie 2A, als wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen (probably carcinogenic to humans) ein. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2019 kam zu dem Schluss, dass Glyphosat das Risiko auf gewisse Krebserkrankungen um über 40% erhöht. Dennoch kam die amerikanische EPA (Environmental Protection Agency) zu dem Schluss, dass Glyphosat kein Problem darstelle, wenn es gemäß den aktuellen Kennzeichnungen angewendet wird.

Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin) schätzt Glyphosat als nicht krebserregend ein. Das IACR sieht das aber ganz anders und hat dem BfR vehement widersprochen. Die Experten des IACR sehen gravierende Mängel auch wegen Verletzung internationaler Standards durch das BfR, berichtet der WDR in einer Sendung von „die story“. Studien, auf die sich das BfR beruft, sind nicht einzusehen oder verschlüsselt. So ignorierte das BfR laut den Experten der WHO Tierversuche mit positivem Ausgang, also solche, bei denen sehr wohl die Erkenntnis gewonnen werden konnte, das Glyphosat Krebs auslöst. Das BfR wertete Studie um Studie ab, so ein WHO-Experte wörtlich, weil die Dosis irrelevant für Menschen sei. Hier handelt es sich in der Begründung um einen sogenannten Zirkelschluss. Es wird etwas in sich selbst begründet. Faktisch heißt das: Glyphosat kann kein Problem darstellen, weil die Dosis irrelevant ist.

In bisher geheim gehaltenen Studien der Glyphosat-Hersteller kam mittlerweile übrigens heraus, dass nach Einsatz von Glyphosat sich die Tumorraten erhöht haben; z. B. bei Leber-, Schilddrüsen, Haut-, Nieren, und Lungenkrebs, berichtet das ZDF-Magazin WISO im Juli 2017.

Gilles-Éric Séralini, war Molekularbiologe an der Universität Caen in Frankreich und ehemaliger Experte der französischen Risikobewertungsbehörde. Ihm fiel auf, dass die Tierversuche an Ratten, durchgeführt durch die internationalen Konzerne wie Monsanto, nur drei Monate dauerten. Zu kurz, um chronische Krankheiten zu erkennen, wie er sagt. Er stellte einen Rattenversuch nach und fütterte die Ratten mit glyphosathaltigen Maispellets. Der Anteil des Glyphosats lag unterhalb der für Menschen zugelassenen Menge. Bereits nach vier Monaten entwickelten sich Tumore und waren nach 24 Monaten fünfmal so groß. Selbst für krebsanfällige Labortiere ein ungewöhnlich hoher Wert. Nach der Veröffentlichung wurde Séralini unwissenschaftliches Arbeiten und mögliche Fehler vorgeworfen, auch vom deutschen BfR. Dabei nutzte Séralini die gleiche Rattenart wie Monsanto, nur hat er den Versuch eben verlängert. Dabei hielt er sich exakt an alle wissenschaftlichen Richtlinien.

Séralini untersuchte aber nicht nur das Glyphosat, sondern auch die glyphosathaltigen Pflanzenschutzmittel auf ihre Beistoffe. Diese Beistoffe, über 20 in einem Produkt, werden von der Industrie nicht deklariert; sie gelten als Betriebsgeheimnis der Hersteller. Das weiß auch das BfR und wollte darüber eine Studie machen. Dazu kam es aber nicht, weil die EU den Auftrag dazu nicht erteilt hat. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) lehnt Studien bis heute ab.  Aber zurück zu Séralini. Er stellte fest, dass etliche Beistoffe in diesen glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln bis zu 1000mal giftiger als das Glyphosat  selber sind und auch in niedrigeren Dosen bereits wirken. Diese Mittel können Brustkrebs auslösen und haben hormonelle Wirkung, so Séralini. Dafür wurde Séralini angefeindet, weil er es gewagt hat, diese Pflanzenschutzmittel auf ihre gesamte Wirkung zu untersuchen und nicht nur isoliert auf das Glyphosat. Séralini in einem Interview: „ …Mich beunruhigt vielmehr die Zusammensetzung dieser Schadstoffe, und das viele Kinder weltweit durch diese Mischung sterben werden.“

Klare Worte eines Molekularbiologen, der übrigens mittlerweile mit fast seinem ganzen Team von der Universität Caen entlassen wurde.

Weniger klare Worte vom BfR: Im Herbst 2017 kam heraus, dass das BfR im Wesentlichen ganze Passagen aus Industriestudien 1:1 für seine eigenen Studien übernommen hat. Doz. Dr. Stefan Weber aus Salzburg, Sachverständiger für Plagiatsprüfung schreibt: „Über zahlreiche Seiten hinweg wurden Textpassagen praktisch wörtlich übernommen. Die systematische Unterlassung von Quellenangaben und das gezielte Entfernen von Hinweisen auf die tatsächlichen Verfasser der Texte lassen sich nur als bewusste Verschleierung ihrer Herkunft deuten. Es ist offensichtlich, dass das BfR keine eigenständige Bewertung der zitierten Studien vorgenommen hat.“
Auf der Internetseite von „LobbyControl – Initiative für Transparenz und Demokratie e.V.“ lesen, wir: „das bei mindestens 9 von 13 Mitgliedern der Verdacht der Voreingenommenheit und übermäßigen Industrienähe begründet ist.“ Die meisten dieser 9 Mitglieder haben ihre Nähe zur Industrie entgegen den Statuten des BfR übrigens verschwiegen.

Wir stellen also fest, Glyphosat steht im starken Verdacht Krebs auszulösen. Wenn nun aber wohl ein dreiviertel der Menschen, zumindest in Deutschland, Glyphosat im Blut haben, reicht dies nicht für ein Verbot aus? Dazu folgendes aus dem Grundgesetz (Deutschland):

Artikel 1 (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Artikel 2 (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

 Ist das Problem aber „nur“ ein möglicher Krebs, oder könnte es sein, das Glyphosat noch für andere Probleme und Krankheiten bei Menschen und Tieren verantwortlich ist?
Schweinzüchter Ip Borup Petersen aus Aarhus/Dänemark beobachtete eine Zunahme von Fehlgeburten und teils starken Missbildungen bei Schweinen im Zusammenhang mit Glyphosatrückständen im Futter. Er führte akribisch Buch und stellt fest, die Missgeburten steigen in ihrer Häufigkeit, mit vermehrter Glyphosat-Belastung des Futters. Pedersen: „Wir können zuverlässig sagen, dass, wenn 0,2 g Glyphosat pro Tonne im Futter sind, verglichen mit dem Gehalt von 1 g, also fünfmal mehr, dass wir dann auch fünfmal mehr Missbildungen haben und es bewirkt fünfmal mehr Fehlgeburten bei meinen Säuen. Der Effekt ist sehr ausgeprägt.“. Zusätzlich litten die Schweine unter starken Durchfällen.

Diese Missbildungen sind extrem stark. Beine sind nicht vorhanden oder stark gekrümmt, Schädeldeformationen mit extremen Verschiebungen im Kopfbereich, verformte Wirbelsäulen. Lebend geborene Ferkel mit Löchern im Kopf, ein frisch geborenes Ferkel das Trinken möchte, es aber durch seine Missbildung nicht kann und verendet. (ARTE Doku: Chronisch vergiftet – Monsanto und Glyphosat, auf Youtube).

Nach Umstellung auf gentechnikfreies Futter nahmen die Probleme ab, hörten aber nicht auf, da Glyphosat auch in nicht gentechnisch verändertem Futter vorkommt. Durchfälle, die vermutlich das Gensojafutter verursacht hatten, blieben allerdings nach der Umstellung aus.

Das BfR sieht übrigens keine Probleme, bezüglich Glyphosat im Tierfutter. Forscher der Dänischen Agrar-Universität in Aarhus, wie Martin Tang Sørensen, sehen die Bewertung des BfR, Glyphosat sei im Tierfutter unbedenklich, äußerst kritisch. Die Forscher äußern Bedenken an den Höchstmengen im Futter, die von deutschen Behörden als harmlos deklariert werden. Sørensen sieht die Belastung des Futters durch Glyphosat deshalb als sehr kritisch an, da Glyphosat auf Bakterien wirkt. So werden nützliche Bakterien im Darm reduziert; schädliche Bakterien breiten sich mehr aus, womit auch Durchfall einhergeht. Faktisch wird das bakterielle Gleichgewicht zu Gunsten der krankmachenden Bakterien verschoben, was zur Folge hat, dass die Tiere und Menschen erkranken. Auf Schweinezüchter Petersen werden später noch mal zurückkommen.

Fruchtbarkeitsstörungen

Hunderte von Milchbauern stellen Fruchtbarkeitsstörungen bei ihren Milchkühen fest. So auch Johannes Peter aus dem Allgäu. Seine Kühe bekamen zwar frisches Gras und Heu, allerdings auch gentechnisch und somit Glyphosat belastetes Soja gefüttert. Nach Umstellung auf gentechnikfreies Kraftfutter, verdoppelte sich die Geburtenzahl der Kälber bereits nach 18 Monaten. Könnte man meinen dies sei nur ein Europäisches Problem? Mitnichten. Auch in den USA und gerade dort, gibt es Probleme. Die Richtlinien zu Glyphosat sind dort allerdings nicht ganz so streng geregelt, wie in Europa.

Dem Landtierarzt Art Dunham aus Iowa fiel auf, dass mit Zunahme von Glyphosat belastetem Futter, Kühe seltener trächtig wurden. Dies sind in den USA keine Einzelfälle, im Gegenteil, sie treten landesweit auf. Auch hier gingen die Fruchtbarkeitsprobleme nach Umstellung auf glyphosatfreies Futter zurück. Zufall?

Art Dunham bringt es auf den Punkt: „Wir (Menschen) haben etliche Enzyme mit den Pflanzen und Insekten gemeinsam. Da Herbizide bei Pflanzen ihre Mikronährstoffe blockieren und ihre Entwicklung stören, ist es schon tollkühn zu behaupten, das nicht weiter zu untersuchen. Aber es mangelt auch an mutigen Forschern und Geldern, um gegen dieses Politikgeflecht aus Industrie und Wissenschaft vorzugehen.“

Dunham beauftragte unabhängige Untersuchungen von Futtermitteln und Stroh. Bei den 300 mit Glyphosat belasteten Proben wurde auch auf Pilztoxine getestet. Heraus kam, dass 32% der Futterproben Fusarien enthielten. Diese Pilze bilden giftige Stoffwechselprodukte, so auch das hochtoxische Mycotoxin T-2. Es ist eins der schädlichsten Gifte überhaupt, gleich neben Ricin (Wirkstoff im Rizinus) und Agent Orange. Selbst 100 Teile auf 1 Milliarde sind gefährlich, bemerkt Art Dunham. Sind die Fruchtbarkeitsprobleme nur auf Tiere begrenzt?

Fruchtbarkeitsprobleme nur bei Tieren?

Die Bundesbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention USA) hat auch beim Menschen eine steigende Unfruchtbarkeit festgestellt. Anhand von Statistiken ist klar zu sehen, dass es parallel zum Anstieg des Glyphosatgebrauchs auch einen Anstieg an Unfruchtbarkeit, Schilddrüsenproblemen, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes und anderen Zivilisationskrankheiten beim Menschen gibt. (Quelle:  Swanson. Lev. Abrahamson & Wallet, basierend auf der National Agricultural Statistics Service Homepage & CDC data, USA). Hat hier irgendwer in den USA Konsequenzen gezogen, wurde in irgendeiner Form politisch gehandelt?

Landwirte erkranken schwer, Tiere sterben. Nutztiere, aber auch Wildtiere. Mario Kuder aus Sachsen erkrankte selbst und verlor innerhalb von sechs Jahren 600 Milchkühe. Und er ist nicht der Einzige, der hunderte von Tieren verloren hat. Die Bilder der leidenden Kühe sind erschreckend. Sie haben starke Schmerzen, sind stark abgemagert, hinken, haben Missbildungen und liegen dann am nächsten Morgen oft tot in der Box. Aus Tierschutzgründen müssen viele Tiere erlöst werden.

Unterstützung der Behörden

Das Krankheitsbild der Landwirte ist unbekannt. Ärzte stehen vor einem Rätsel. Das gleiche Bild mit starken Bewegungsstörungen in Bayern bei den Hirschen des Biobauern Xafer Riefler aus Stöttwang.

Die Universität Leipzig mit dem Wissenschaftsteam von Prof. Dr. Monika Krüger nahm sich dieser Probleme an. Es dauerte Monate, bis man den Auslöser der Krankheiten bei den Bauern und Tieren fand. Schließlich gelingt der Treffer. Es handelt sich um ein hochtoxisches Bakterium, Clostridium botulinium, das für den Botulismus verantwortlich ist. Dieses wurde in den Ausscheidungen der Tiere, aber auch in ihrem Organismus gefunden. Auch Marion Kuder hatte Kontakt mit den Bakterien, was Dr. Krüger durch Antikörper nachweisen konnte. Warum aber, traten in einigen Betrieben diese massiven Probleme auf, in anderen aber nicht? Man muss wissen, dass der pathogene Erreger Clostridium botulinum überall in der Natur vorkommt. Die Lösung fand das Team um Dr. Krüger erst ein Jahr später. Alle betroffenen Tiere und auch Mario Kuder hatten erhöhte Werte von Glyphosat im Körper. Die Frage, wo ist der Zusammenhang, oder gibt es ihn überhaupt?

Und auch hier stellt sich, genau wie an der Agrar-Universität in Aarhus heraus, dass Glyphosat nützliche Bakterien abtötet und pathogenen Tür und Tor öffnet. Vom Gleichgewicht dieser Bakterien im Organismus von Mensch und Tier hängt deren Gesundheit ab. Dr. Krüger: „Durch die Aufnahme von Glyphosat kommt es zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora, und es kommen dann Bakterien zum Zuge, die unter normalen, physiologischen Zuständen niemals zum Zuge gekommen wären.“

Zurück zu Schweinezüchter Pedersen aus Aarhus. Er brachte seine missgebildeten Ferkel zu Dr. Krüger nach Leipzig. Dr. Krüger und ihr Team untersuchen die Ferkel und stellen fest, dass in allen untersuchten Organen Glyphosat vorhanden war. Das hatten die Ferkel über die Placenta des Muttertiers aufgenommen.

Die große Gefahr sind schlichtweg die Futtermittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen, bei denen der Glyphosatgehalt besonders hoch ist. Pedersen meinte: „Was ich hier bei meinen Schweinen sehe, ist nur die Spitze des Eisberges. Ich sehe das immer häufiger. Und ich glaube, man wird das auch immer häufiger bei Menschen sehen.“

Man sieht es bereits bei Menschen und zwar in Ländern, wo die Regeln zum Herbizideinsatz – vorsichtig ausgedrückt – etwas laxer gehandhabt werden als in Europa.

Millionen Liter Herbizide in der Landwirtschaft

In Brasilien wurden 2016 fast 33 Millionen Hektar mit gentechnisch manipulierten Sojabohnen angebaut (Argentinien 19 Millionen Hektar). 33 Millionen Hektar ist fast die Fläche von Deutschland mit 35,7 Millionen Hektar. Diese riesigen Flächen werden mittels Flugzeugen mit glyphosathaltigen Herbiziden besprüht. Der Agrarexperte Antônio Inácio Andrioli aus Argentinien sagt, dass pro Hektar 7 Liter glyphosathaltige Herbizide ausgebracht werden. 7 Liter pro Hektar x 33 Millionen sind über 230 Millionen Liter Herbizide. Das sind nur die Zahlen für Brasilien.

„Wenn die Flugzeuge kommen, bringt der Wind das Gift“, sagen die betroffenen Menschen. Es passiert häufig, dass sich Kinder übergeben müssen. Arbeiter beladen die Flugzeuge ohne Schutzanzüge mit den toxischen Herbizid-Cocktails, deren Inhaltsstoffe auf Glyphosatbasis beruhen. Das Ergebnis sind schwerste Erkrankungen. Oft wurden die Arbeiter von den Agrarkonzernen nicht richtig aufgeklärt. Mediziner der Universität von Rosario (Argentinien) untersuchten in19 Dörfern, die im Agrargürtel liegen, den Gesundheitszustand der Bevölkerung. Mit erschreckenden Ergebnissen. Sie fanden eine deutliche Zunahme von Schilddrüsen- und Atemwegserkrankungen, Krebs, Leukämie, und des Non-Hodgkin-Lymphoms (bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems), auch mehr Todgeburten, als in anderen Teilen des Landes. Die Patienten werden immer jünger, sagt Prof. Dr. Damian Verzeñassi. Fehlgeburten hatten zugenommen und die Rate der Schwangerschaften ging zurück. Schlimme Missbildungen und Behinderungen bei Kindern häuften sich stark.

So etwas gab vor dem Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen und dem Einsatz von Glyphosat und deren Begleitchemikalien dort nicht. Es wurde festgestellt, dass es bei Kindern unter 14 Jahren dreimal mehr Leukämie und andere Krebsarten gab, als im Landesdurchschnitt Argentiniens zu erwarten gewesen wären. Schweinezüchter Pedersen aus Aarhus hat sich Bilder von missgebildeten Kindern aus Argentinien angesehen und er sagt, dass er keine Missbildungen bei diesen Kindern gesehen hat, die er nicht auch vorher bei seinen Ferkeln festgestellt hatte.

Zur Erinnerung: Das glyphosatbehandelte RoundupReady-Soja kommt als Futtermittel in riesigen Mengen nach Europa, weil es billig ist. Und weil wir billiges Fleisch oder billige Milchprodukte kaufen können. Wir tragen mit unserem Fleischkonsum, insbesondere von konventionell erzeugtem Fleisch und dem „Geiz-ist-Geil“-Denken dazu bei, dass es in Südamerika diese Verhältnisse gibt.

Wir dürfen es uns aber auch nicht zu einfach machen. Für die Landwirtschaft steigen die Betriebsausgaben, wenn sie kein Glyphosat einsetzen dürfen. Der Kostendruck ist hoch. Ohne Glyphosat erhöhen sich die Kosten für die konventionell wirtschaftenden Bauer um 50 bis 80 € pro Hektar; da sie zur Unkrautbekämpfung dann Bodenbearbeitungsgeräte (Grubber) einsetzen müssten, so die Aussage von Walter Schuler, Obmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Augsburg.  Ja, das sind sehr hohe Kosten, insbesondere in schlechten Jahren und in Regionen, wo die Erträge sowieso geringer sind. Den Schwarzen Peter einfach nur dem Bauern zuzuschreiben, ist somit nicht in Ordnung

Wie hoch werden die Kosten oder Ernteausfälle durch die vermehrten Resistenzen steigen? Oder/und durch die kaputten Böden? Vielleicht so hoch, dass sich ein Bewirtschaften der Flächen nicht mehr lohnt, weil auch die Abhängigkeit der Bauern gegenüber den Agrarkartellen weiter wächst? Mittlerweile ist ein Aufwachen unter Bauern zu beobachten und die Erkenntnis, dass es so nicht mehr weiter gehen kann.

Umdenken schützt Mensch und Tier

Glyphosatfrei zu wirtschaften heißt auch Umdenken der Handelsketten und der Konsumenten. Der Grund, warum das Totalherbizid verwendet werden kann, ist, dass Lebensmittel billig produziert werden müssen, um im Gros der Gesellschaft gekauft werden zu können. Schlussfolgerung Glyphosatfreier Lebensmittel: sie würden sich verteuern oder Landwirte verdienen weniger. Hier ist die Politik gefragt. Ein Hartz 4 Empfänger kann sich keine teureren Lebensmittel leisten; es reicht ja jetzt schon nicht zum Leben. Ein Rentner in Altersarmut natürlich auch nicht. Somit müssen die Bezüge aufgestockt werden. Was ist einem Staat die Gesundheit seiner Bevölkerung wert? Oder die Gesundheit nachkommender Generationen? Kinder sind gesundheitlich durch Glyphosat am stärksten belastet. Geht es nur um Konzerninteressen?

Aber es gibt auch Hoffnung, zumindest ein wenig. Der Staat Kalifornien setzte im Juli 2017 Glyphosat auf die Schwarze Liste und stuft das Mittel somit als gesundheitsgefährdend ein. Die Gemeinde Artland bei Osnabrück verbietet Glyphosat auf von ihr verpachteten Flächen, ebenso in die bayerische Kreisstadt Aichach.

Schwabmüchen im schwäbischen Landkreis Augsburg setzt auf den eigenen Liegenschaften auch keine Unkrautvernichtungsmittel mehr ein. In den städtischen Grünanlagen Augsburgs ist Glyphosat schon seit Jahren nicht mehr erlaubt. In Rostock ist das Totalherbizid komplett verboten, im Oberbayerischen Dachau dürfen Landwirte Glyphosat nicht mehr verwenden. Das gleiche in Mainz und in Dresden in Parks, auf Friedhöfen und Spielplätzen sowie an Straßenrändern.

Andere Städte waren Vorreiter, so Koblenz, wo chemische Unkrautvernichter seit circa 20 Jahren nicht mehr zum Einsatz kommen. Laut BUND verzichten mittlerweile über 90 Städte und Gemeinden auf den Einsatz von Glyphosat und anderen Herbiziden.

War es nun wirklich Glück, wie die Bäuerin (am Anfang des Artikels) sagte, dass die Genehmigung für Glyphosat verlängert wurde? Oder sind es wieder fünf verlorene Jahre, eine wirkliche Veränderung in der Landwirtschaft zum Wohle aller zu bewirken?

Eine Erneuerung der Landwirtschaft soll allen dienen. Sie darf nicht gegen die Bauern gerichtet sein, aber auch nicht die Gesundheit der Tiere und Menschen gefährden. Nur so wie es jetzt läuft, wird die Natur es nicht mehr lange verkraften. Und auch nicht die Bauern.

Wir haben es in der Hand – gemeinsam!

Uwe und Marina Lochstampfer

Uwe Lochstampfer arbeitet seit 25 Jahren als freier Fotograf mit Spezialgebiet Botanik. Auf seiner Internetseite stellt er seit 1999 in umfänglicher Weise unter anderem heimische Giftpflanzen vor und gilt als Fachmann für ökologische Bodenbewirtschaftung. Seine Frau Marina brachte ihn vor einigen Jahren „zum Pferd“, woraus 2013 das Buch „Giftpflanzen. Was Pferde nicht fressen dürfen“ entstand.

www.botanikus.de

Quellen:

3Sat

Arte: Chronisch vergiftet – Monsanto und Glyphosat

Anthro-Media, Produzent Volker Barth in Co-Produktion mit ARD/ WDR/ BR – Unser Land

MDR exakt

Umweltinstitut München

BUND

FAZ

https://www.pro-hestana.de/2017/10/13/glyphosat-im-pferd/