Denn die Darmflora hat Hunger
von Fanny Saalschmidt
Als ursprüngliche Bewohner karger Gebiete sind Pferde hervorragend an die Verdauung entsprechend energiearmer Futtermittel angepasst. In die Fütterungspraxis hat dieser Grundsatz bisher nur bedingt Einzug gehalten. Dabei können die Folgen nicht artgerechter Fütterung dramatisch sein. Das Spektrum reicht von milden, fast unmerklichen Stoffwechselentgleisungen und Stereotypien bis zu lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Koliken und Hufrehe.
Aber wie funktioniert eigentlich die Energiegewinnung aus Rohfaser? Warum kann ein Pferd verdauen, was der Mensch als Ballaststoff schlicht wieder ausscheidet? Geht man davon aus, dass ein Pferd entsprechend seinen Bedürfnissen gehalten und vor allem gefüttert wird, ist anzunehmen, dass es stets Zugang zu eher festem, energiearmem Raufutter hat und sich außerdem – bis auf wenige kurze Unterbrechungen – fast immer in leichter Bewegung befindet. Das Futter muss nun zuerst einmal mit den Schneidezähnen gepackt und abgebissen/ abgerupft werden, um dann von den Backenzähnen zerkleinert zu werden. Hier ergeben sich bereits gravierende Fütterungseinflüsse. Eine tiefe Fressposition fördert ebenso wie strukturreiche Futtermittel eine gesunde Zahnabnutzung, außerdem muss grobes Futter (dazu gehören vor allem Faserlängen von mehr als 8 Zentimetern) länger und gründlicher gekaut werden, wird deshalb deutlich besser eingespeichelt und fördert so die Pufferung im Magen und das Durstgefühl des Pferdes. …
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