Wie kommunizieren wir pferdeverständlich?
von Hans-Jürgen Neuhauser
Körpersprache ist ein wichtiger Teil unserer Kommunikation, die Menschen im persönlichen Miteinander intuitiv benutzen. Im Allgemeinen steht sie für eine Form der nonverbalen Kommunikation, die sich in teilweise kulturell stark unterschiedlicher Form von Gestik, Mimik, Körperhaltung, Habitus und anderen bewussten oder unbewussten Verhaltensweisen des menschlichen Körpers ausdrückt. Dabei ist keine Bewegung zufällig. Vielmehr ist die Körpersprache Träger der eigenen Emotionen und hat einen entscheidenden Einfluss auf sämtliche – auch die verbalen – Botschaften sowie auf die vollständige Wirkung der Person auf ihr Gegenüber. Der Körper ist niemals stumm. Unbewusste, nonverbale Botschaften sind oft sehr machtvoll und können falsch verstanden werden. Dies birgt – auch aufgrund kultureller Unterschiede – die Gefahr von Missverständnissen. Beispielsweise wird im Vorderen Orient ein Kopfnicken nach unten – ähnlich wie bei uns – als Zustimmung gedeutet, während das Nicken nach oben dort als Ablehnung verstanden wird. Das Handzeichen „Daumen hoch“ bedeutet bei uns „super“, wohingegen diese Geste in Australien und im Iran als Beleidigung gewertet wird. Menschliche Körpersprache wird in der Wissenschaft bis heute nicht als vollständig eigenständige Sprache betrachtet.
Pferde kommunizieren hauptsächlich durch Körpersprache
Als Herden- und Fluchttiere sind Pferde es seit Jahrhunderten gewohnt, ihr Gegenüber intensiv zu beobachten und so dessen Körpersprache zu lesen, einzuordnen und sich dementsprechend zu verhalten. Für ein soziales und positives Miteinander in der Herde ist es unabdingbar, miteinander klar und deutlich über Körpersprache zu kommunizieren, damit keine unnötigen Konflikte entstehen. Insbesondere als Fluchttiere müssen Pferde die Körpersprache ihrer natürlichen Feinde konkret deuten und schon aus der Schwerpunktverlagerung des Raubtiers die Angriffsrichtung erkennen können, um zu überleben. Die Körpersprache des Pferdes zu erlernen und zu verstehen, vereinfacht das Miteinander von Mensch und Tier ungemein und trägt zu einer stärkeren Bindung und besseren Beziehung zwischen Pferdemensch und Pferd bei. Dabei ist die Art, wie ich auf ein Pferd zugehe, wie ich es anfasse oder führe, eine Frage der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, stellt für sich genommen aber noch keine Körpersprache dar.
Das Zusammenspiel aller Bewegungen bestimmt die Aussage des Menschen
Es ist maßgeblich, sich seiner eigenen Verhaltensmuster in allen Facetten und deren Außenwirkung bewusst zu sein. Will der Mensch beispielsweise das Pferd, das sich dem Gras zuwendet, wieder zur gestellten Aufgabe zurückholen, zieht er meist zunächst am Führstrick und greift dann ins Halfter, ohne großartig darüber nachzudenken. Dabei verlagert er seinen Schwerpunkt so wie ein Raubtier, das nach seiner Beute greift. Das ist eine automatische, menschentypische Reaktion, die dem Verhalten des Pferdes diametral entgegengesetzt ist. Denn eine Stute würde niemals versuchen, ihr Fohlen mit dem Huf festzuhalten, um es zu einem Richtungswechsel zu bewegen. …
Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Körpersprache lernen“ in Natural Horse 50 02/2024
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