Über den achtsamen Umgang mit Pferden
Gelernt ist gelernt

Gelernt ist gelernt

Ankonditioniertes Verhalten – immer ein Spaß?

von Dr. Christina Fritz

Foto: Christiane Slawik
Foto: Christiane Slawik

In den letzten Jahren hat sich viel getan im Umgang mit Pferden und man versucht allerorts, sanftere Ausbildungsmethoden und mehr Verständigung zwischen Pferd und Reiter herzustellen, statt Pferde zu „brechen“, wie das früher häufig der Fall war. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, dass das Pferd menschlich denkt und aufgrund unseres netten Lächelns so gern mit uns zusammenarbeitet. Die gesamte Ausbildung des Pferdes beruht auf dem Prinzip der Konditionierung – also erlernten Verhaltens. Soziale Tiere – von der Biene bis zum Pferd – lassen sich viel leichter konditionieren als solitär lebende Tiere, denn das gesamte Sozialverhalten in einer Gruppe ist ebenfalls erlerntes Verhalten. Das bekommt man besonders deutlich zu spüren, wenn man ein Fohlen mit der Flasche großzieht, ohne eine Amme oder eine funktionierende Pferdeherde, die die „Fohlenschule“ übernimmt. Allzu oft wird das Fohlen dann vermenschlicht und seine Verhaltensweisen nachsichtig belächelt, die ein ausgewachsenes Pferd mit Erziehungsmaßnahmen quittieren würde. Das Ergebnis sind oft Pferde, die keinerlei Respekt vor dem Menschen oder anderen Pferden kennen und die Sozialverhalten in späteren Jahren oft „auf die harte Tour“ lernen müssen, wenn sie in eine Gruppe integriert werden sollen.

Das konditionierte Lernverhalten beginnt also mit den ersten Schritten, die ein Fohlen macht, indem nicht nur die Mutterstute, sondern alle Mitglieder einer Herde das junge Herdenmitglied bestärken und ermutigen, wenn es erwünschtes Verhalten zeigt, oder bestrafen, wenn es sich danebenbenimmt. Das Fohlen lernt entsprechend, wie es sich zu verhalten hat. Das Lernen anhand von Lob oder Strafe wird auch als Konditionierung bezeichnet. Der Wissenschaftler Pawlow war einer der ersten, der ein solches Lernverhalten untersucht hat, und zwar an Hunden. Diese bekamen zusammen mit dem Futternapf immer einen Glockenton zu hören und man maß die Speichelmenge, die sie produzierten. Nach wenigen Versuchen begannen die Hunde, bereits beim Glockenton zu speicheln, in Erwartung von Futter. Sie hatten also gelernt, dass die Glocke Futter angekündigt, so wie die meisten Pferde auch das Geräusch vom Futterwagen kennen.

Lesen Sie mehr zum Thema im Artikel „Gelernt ist gelernt“ in Natural Horse 03/2016

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